
09 Dez Handel, lass die Quereinsteiger ran!
Immobilien Zeitung
Fachzeitung für die Immobilienwirtschaft
09.12.2021
Handel, lass die Quereinsteiger ran!
Warum soll ein Entwickler bei Handelsflächen jahrzehntelange Branchenerfahrung mitbringen, obwohl die alten Gesetzmäßigkeiten immer weniger gelten, fragt Michael Peter, Gründer und CEO der P&P Group.
Der Einzelhandelsmarkt ist im Umbruch und gerade darum ist jetzt die perfekte Zeit für Quereinsteiger. Der Strukturwandel verlangt ein anderes Denken und andere Konzepte. Sämtliche stationären Handelsformate können davon profitieren. Erfahrung mag gut sein, aber das reicht nicht mehr in einem Markt, in dem das Tempo ständig höher wird. Die Kunden wollen regelmäßig Abwechslung und Erlebnisse, nicht nur einkaufen.
Bei Neubau- wie bei Umnutzungsprojekten braucht es innovative Impulse von jenseits des klassischen Handels wie etwa Virtual-Reality-Spielwelten, die gerade das digitalaffine junge Publikum anziehen. Im Sinne der ganzheitlichen Aufenthaltsqualität können eigens abgestimmte und strategisch versprühte Raumdüfte eine Rolle spielen. Konsequent wäre auch ein Eventmanager in Vollzeit, der mit einem durchgehenden Veranstaltungsprogramm Frequenzen maximiert. Dieses rasante Tempo muss man mitgehen können, bestenfalls selbst bestimmen. Der Quereinsteiger ist hier oft im Vorteil. ER passt seine Strukturen von vornherein dem neuen Markt an, während der Etablierte sich erst sortieren und von Bewährten verabschieden muss. Selbstverständlich ist Erfahrung im Immobiliengeschäft Vorraussetzung. Doch wer Wohn- und Büroprojekte schafft, sollte grundsätzlich auch Handelsimmobilien realisieren können – zumal die Grenzen mittlerweile verwischen, Stichwort Quartiersgedanke und Mischnutzung.
Praktische Immobilienerfahrung wird auch von Investoren, Vertriebspartner und Städten verlangt – wer will schon sein Geld oder Grundstück einem Hasadeur überlassen? Doch wer die Weiterentwicklung von Handelsformaten ausschließlich davon abhängig macht, wie viele Referenzprojekte der jeweilige Interessent in nur einer bestimmten, eng definierten Nutzungsart aufweisen kann, verbaut sich viele Chancen. Viele Ideen werden nicht umgesetzt, weil die Skepsis vor dem Neuling größer ist als die Begeisterung für dessen neue Ansätze. Das ist auch deshalb problematisch, weil zwar viel Altbewährtes im Einzelhandel nicht mehr funktioniert, sich aber auch noch keine neuen Erfolgsrezepte etabliert haben. Dazu aber müssen neue Marktteilnehmer und ihre Ideen auch eine Chance bekommen. Nicht nur für Center ist die Zeit des Wartens daher vorbei. Innenstädte ändern sich derzeit so massiv, dass der Vorteil von jahrzehntelanger Projektierung von solchen Immobilien gering ist. Nie war die Zeit für kreative Quereinsteiger so günstig wie jetzt.
No Comments